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des Monats - August 2000
Rolls-Royce 20 H.P., 1925, #GSK15,
"Huntingdon" Allweather vonWindovers
Die meisten indischen Maharadschas hatten sich mit der englischen
Kolonialregierung arrangiert ohne ihre sagenhaften Vermögen zu verlieren.
Folglich blieb die märchenhafte Prachtentfaltung des Orients ganz besonders
ausgeprägt in der luxuriösen Hofhaltung indischer Herrscherfamilien. John Fasal
listet in seinem mit fabelhafter Sorgfalt recherchierten Buch „The Rolls-Royce
Twenty“ eine große Anzahl von Rolls-Royce auf, von denen viele exzentrische
Sonderwünsche erfüllten.
Zu den anspruchsvollsten Kunden gehörte Seine Hoheit der Maharadscha von
Bharatpur. Im Laufe der Jahre orderte er allein fünf Rolls-Royce 20
H.P. – davon
war der Wagen mit der Fahrgestellnummer #GSK15 gar nicht für ihn gedacht. Die
via Rolls-Royce Ltd., Bombay, übermittelte Bestellung Nr. 2060 wies aus, der
Wagen sei bestimmt für „Her Highness The Maharani Sahiba of Bharatpur“. Dem
Karosseriebaubetrieb Windovers oblag es, eine mehrere Seiten umfassende Liste
von Sonderwünschen zu realisieren, die diesen „Huntingdon“ Allweather zum Unikat
machten. Ein Allweather bot bei geschlossenem Dach nahezu gleichen Schutz wie
eine Limousine. Mit nur über dem Fahrerabteil geöffnetem Dach erlaubte er die
Nutzung als Sedanca de Ville – und bei vollends zurückgelegtem Dach stand er da
als vollwertiges Cabriolet.
Die
aus Alu getriebenen Bleche der Karosserie wurden poliert, für die
Kühlerlamellen war „Nickel Plating“ vorgeschrieben. Für alle 6
Räder waren polierte Barker-Radkappen spezifiziert. Das zusätzlich
georderte Bosch Starktonhorn wurde um ein Glöckchen ergänzt – die
heiligen Kühe durften nicht angehupt werden, allenfalls angebimmelt. Vor
den Kühler gesetzt war ein Polizeiblaulicht, in dessen Glas eingeätzt
das Wappen des Herrscherhauses. Die hinteren Türen verfügten über
doppelte Fensterkurbeln. Eine Kurbel wirkt auf den Mechanismus der
Türscheiben aus sogenanntem „Sundym-Glass“ (extrem stark dunkel
gefärbt), mit der zweiten kann ein exakt den Fensterrahmen ausfüllendes
feinmaschiges Silberdrahtgitter betätigt werden - als Insektenschutz. In
gleicher Weise bieten zwei Kurbelöffnungen in der Trennwand die Wahl
zwischen abgedunkeltem Glas oder einem Feindrahtgitter als Separation.
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Wie
bei Rolls-Royce üblich, war der Wagen als Chassis mit Motor ausgeliefert
worden. Dafür wurden £1.100 in Rechnung gestellt. Als Preis für die
Karosserie kamen £1.250 dazu – und dann begann erst die „Aufpreisliste“
für alle Sonderwünsche. Dieser Rolls-Royce 20 H.P. tat über mehr als 40
Jahre Dienst, denn er kam noch in den 60er Jahren als
Repräsentationsfahrzeug bei Staatsbesuchen zum Einsatz. Womöglich ist er
ebenso Beispiel für exzentrische Sonderwünsche, wie für die Richtigkeit
des Ausspruchs von F. Henry Royce: „Die Qualität bleibt bestehen, wenn
der Preis längst vergessen!“

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