Mit den Superlativen, der schnellste und leistungsstärkste Bentley
aller Zeiten zu sein, beeindruckte der Bentley Continental Supersports bei
seinem Erscheinen im März 2009. Die Leistung von 630 PS, die
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 3,9 Sekunden und das Spitzentempo von
329 km/h klangen wie "Das Wort zum Sonntag". Indessen haben Superlative im
Bereich der Hochleistungssportwagen nur eine begrenzte Halbwertszeit, denn
kaum irgendwo sonst ist die Leistungsdichte enger und der Konkurrenzdruck
größer – mit dem absehbaren Ergebnis, dass das nächste Modell oder ein
Wettbewerber mit noch imposanteren Zahlen auftrumpfen wird.

Mithin war geboten, mit größerer Analysetiefe zu prüfen, welche Meriten
das neue Modell bot. Und da gab es eine Fülle von bemerkenswerten
Eigenschaften, die den Bentley Continental Supersports vom Bentley
Continental GT Speed separierten und mit Deutlichkeit vom Basismodell
Bentley Continental GT abgrenzten. Ausgelegt als reiner Zweisitzer, bei
dem der Raum hinter den Sitzen als zusätzlicher Stauraum ausgeformt war,
bot die neue Variante mit um 110 kg verringertem Gewicht einen deutlichen
Vorteil. Allein der Wechsel zu Carbon als Material für die Sitzschalen
hatte in Verbindung mit Verzicht auf eher nachrangige Komfort-Features
(z.B. Höhenverstellung) eine Gewichtsminderung von 45 kg bewirkt. Dank
serienmäßig verbauten Carbon/Keramik Scheibenbremsen wurden 20 kg
Gewichtsreduktion erzielt; die insgesamt 10 kg weniger wiegenden
Leichtmetallräder trugen das ihre zu weiterer Verringerung der
ungefederten Massen bei. Neben anderen Vorteilen stand der, dass ein
leichteres, folglich präziseres Ansprechen der Lenkung gewährleistet war.
Bei einer Vielzahl weiterer Bauteile war konsequent auf Leichtbau gesetzt
worden. Dennoch stemmte sich der Wagen breiter auf die Straße, denn eine
um 50mm verbreiterte Spur hinten bedingte neue, stärker ausgestellte
Kotflügel.
Ob sich in späteren Jahren bei einer Analyse womöglich ein anderer
Aspekt als wichtiger in den Vordergrund schiebt, wird die Zukunft zeigen:
Der Bentley Continental Supersports wurde nämlich vorgestellt als der
erste Bentley, der sowohl mit herkömmlichem Kraftstoff (Benzin) als auch
mit E85 Biokraftstoff betrieben werden konnte; er war in
FlexFuel-Technologie darauf ausgelegt, auch mit einer Mischung von beiden
Kraftstoffen volle Leistung zu bieten. Ein Kraftstoffgütesensor ermittelte
permanent das Mischungsverhältnis des Kraftstoffs und informierte
entsprechend das Motorsteuergerät, um das passende Motorkennfeld zu
initialisieren. Somit war sicher gestellt, dass Leistung und Drehmoment
konstant blieben. Angestrebt wurde mit der Nutzung von E85 Biokraftstoff
die Senkung des CO2-Ausstoßes. Insofern bedeutete der Bentley Continental
Supersports einen Meilenstein für den Hersteller, denn der hatte sich auf
die Fahnen geschrieben, die komplette Modellpalette bis 2012 für den
Einsatz von erneuerbaren Kraftstoffen kompatibel zu machen.

Die Steigerung von Leistung und Drehmoment des W12 Motors verlangte
nach erhöhter Luftzufuhr zu den Ladeluftkühlern des Doppelturboladers und
der Motorkühlung. Mit einem zweckorientierten Design sorgten große
vertikale Einlassöffnungen und doppelte Lüftungsschlitzen in der
Motorhaube für das gewünschte Ergebnis. Klar erkennbar blieben die
Grundlinien des Bentley Continental GT, auf dem der Neue basierte, aber im
äußeren Erscheinungsbild zeigte er unverwechselbare Merkmale. Den
eigenständigen Charakter unterstrich zudem, dass die äußeren Zierelemente
wie Kühlergrill, Scheinwerfereinfassungen, Fensterrahmen und Räder mit
einer einzigartigen gebürsteten, rauchfarbenen Oberfläche versehen waren.
Als Novum in der Autoindustrie verlieh ein komplexes physikalisches
Aufdampfverfahren (Physical Vapour Deposition) allen Edelstahlkomponenten
eine glänzende, hochbeständige Oberfläche.

Bei der Innenraumgestaltung fiel ins Auge, dass nur noch das Lenkread
mit Leder ummantelt war, solchem in einer ‚Soft Touch’-Ausführung.
Ansonsten dominierte als Bezug Alcantara. Die Verwendung von Carbon
beschränkte sich nicht allein auf die Rückenschalen der Sitze, sondern
auch die traditionellen Edelholzfurniere waren durch Carboneinlagen
ersetzt. Die Mittelarmlehne war einteilig (bei den anderen Modellvarianten
gab es zwei separate Mittelarmlehnen= ausgeführt und bot Stauraum mit
ansprechendem Volumen. Die Führung der Sicherheitsgurte trug dem Umstand
Rechnung, dass die Sitze keine integrierten Gurte hatten – folglich war
der obere Befestigungspunkt für den Sicherheitsgurt an der B-Säule.

Technische Daten:
W12-Zylinder-Leichtmetall-Motor (2 V6-Bänke im Winkel von 72 Grad,
Zylinderwinkel 15 Grad) Bohrung x Hub 84 x 90,2 mm, Hubraum 5.998 ccm; 4
Ventile pro Zylinder, 4 obenliegende Nockenwellen, Ein- und Auslass mit
Phasenanpassung; Bosch Motormanagement, Doppelturbolader, 630 PS / 463 kW
bei 6.000 U/min, Drehmoment 800 Nm bei 1.700 bis 5.600 U/min; ZF 6HP26 ‚Quickshift’
6-Gang-Automatik, Vierrad-Antrieb mit hecklastiger 40/50
Antriebskraftverteilung, Torsen-Mittendifferenzial, Traktions-Kontrolle;
rundum unabhängige Radaufhängung, vorn und hinten computergesteuerte
Luftfederung mit automatischer Niveauregulierung und Stabilisator, Carbon/Keramik-Scheibenbremsen,
gelocht, vorne 420 mm Durchmesser, hinten 356 mm Durchmesser,
Antiblockiersystem verlinkt mit elektronischem Stabilitätsprogramm (ESP),
hydraulischem Bremsassistenten (HBA) und elektronischer
Bremskraftverteilung (EBV); Leergewicht 2.240 kg, Radstand 2.745 mm, Spur
vorne 1.623 mm, hinten 1.657 mm; Reifen 275/30x20 Pirelli P-Zero UHP auf
10-Speicehn-Leichtmetall-Rädern 20 Zoll x 9,5J 10 (schwarz verchromt oder
lackiert), elektronische Reifendrucküberwachung, Geschwindigkeit max. 329
km/h (204 mph), Beschleunigungswerte 0 - 100 km/h in 3,9 Sek, 0 - 160 km/h
in 8,9 Sek, 50 - 80 km/h in 1,6 Sek, 80 - 120 km/h 2,6 Sekunden;
Abgasnormen EU 4 und US LEV II.

(Photos: Bentley Motors)