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über Rolls-Royce in diesen Büchern:
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Auto des Monats - September 2006
Rolls-Royce Wraith, 1939, #WMB56
Gurney Nutting All-Weather Tourer

In der englischen Zeitschrift „The Autocar“ enthielt ein Bericht über
den neu vorgestellten Rolls-Royce Wraith im
ersten Absatz das Wortspiel „refining refinement“ als Beschreibung der
akribischen Entwicklung, wie sie bei Rolls-Royce betrieben wurde. Der
Report (The Autocar, Ausgabe vom 8. Oktober 1938) führte aus, das sei ein
Prozess, der fortlaufend jedwede Möglichkeit prüfe und bewerte, wie das
„bereits existierende bemerkenswert hoch entwickelte Design“ noch
verbessert werden könne. Der Rolls-Royce Wraith überzeugte mit etlichen
herausragenden Neuerungen.
Als wichtigste zu nennen die unabhängige Aufhängung der Vorderräder, womit
das Fahrverhalten auf ein ganz neues Niveau gehoben wurde. Kenner
attestieren der beim Wraith gefundenen Lösung deutliche Vorteile selbst im
Vergleich zur ansonsten beispielhaft gut gemachten unabhängigen
Vorderradaufhängung beim "großen" Rolls-Royce Phantom
III. Der Motor hatte mit dem des Vorgängermodells
Rolls-Royce 25/30 H.P. nur das Hubraumvolumen
von 4.250ccm gemeinsam, war ansonsten eine Neuentwicklung. Ein
Kurbelwellengehäuse aus Leichtmetall und ‚split skirt’ Alu-Kolben
(Motorblock und Zylinderkopf waren aus Stahlguß) zeigten, dass Rolls-Royce
alle metallurgischen Kenntnisse aus dem sehr erfolgreichen Bau von
Flugmotoren auch für den Bau von Motoren nutzte. Der Motor lief
seidenweich, war durchzugsstark und harmonierte vortrefflich mit dem
optimal abgestuften 4-Gang Getriebe.

Der Radstand von 3,45 Metern erlaubte den Aufbau durchaus opulenter
Karosserien; nur ausgewiesene Experten können bei Autotreffen auf den
ersten Blick einen Rolls-Royce Wraith vom "großen Bruder" Rolls-Royce
Phantom unterscheiden. Den weitaus größten Anteil unter den Aufbauten
hatten die geschlossenen Limousinen mit Trennscheibe und auch die
Varianten wie Sedanca de Ville oder Landaulet fanden sich in nennenswerter
Zahl. Von der Auslegung her waren das Automobile für den Betrieb mit
Chauffeur. Zahlenmäßig deutlich geringer waren für Selbstfahrer
konzipierte Versionen wie Coupés oder Cabriolets. Die hatten darüber
hinaus den Vorteil, fast durchweg von modernerer Linienführung zu sein als
die überwiegend betont konservativen Limousinen.
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Anerkannt als „großer Designer“ ist John Polwhele Blatchley. Nein, dem
werden – gottlob – nicht „von der Nachwelt Kränze geflochten“, denn er
erfreut sich relativ guter Gesundheit und lebt als Mitt-Neunziger in
Hastings. Seine Karriere führte ihn bereits in jungen Jahren auf die
Position des Chef-Designers bei Gurney Nutting (nach dem Krieg wechselte
er zu Rolls-Royce und schuf u.a. Silver Cloud und
Silver Shadow) und mit Sicherheit stammt die
Linienführung beim hier gezeigten Auto des Monats von ihm. Blatchleys
Klasse zeigt sich darin, wie er – unter sorgfältiger Beachtung des
Kundenwunsches nach einem „Allweather Tourer“ – über die unter der
Gürtellinie angesetzte Sicke, elegant auf Höhe des Hinterrades abgefangen
und vor diesem nach unten geführt, der Seitenansicht des Viertürers die
„Massigkeit“ nimmt. Das visuelle Hilfsmittel, eine Sicke vom vorderen
Kotflügel unter dem Trittbrett durch und dann erneut über die volle
Wölbung des hinteren Kotflügels zu führen, trug dazu bei, den Wagen „zu
strecken“. Noch der „Ausbuchtung“ des Kofferraumes hat er mit einer Sicke,
an der sich das Licht brach, akzentuiert entgegengewirkt. An derlei subtilen Details zeigt
sich die hohe Kunst von ansprechendem Karosserie-Design.

Die
Jahrzehnte hatten indessen auch an diesem Rolls-Royce Wraith deutliche
Spuren hinterlassen. Die wurden behutsam getilgt, nachdem der Wagen in
Obhut eines Sammlers aus Deutschland gekommen war. Eine Instandsetzung der
Karosserie schloß ab mit einer Zweiton-Lackierung, prononciert angelehnt
an die von Blatchley seinerzeit gezeichneten Linien. Die sehr umfassenden
Instandsetzungen der technischen Aggregate beinhalten auch eine erst vor
wenigen Wochen erfolgte Revision des Motors. Heute präsentiert sich der
Wagen in einem ganz tadellosen Zustand. Er wird zum Herbst zum Verkauf
stehen. Fair Warning: Zu einem Preis, der die Qualität der ausgeführten
Arbeiten und die Exklusivität dieses Rolls-Royce Wraith ‚Allweather Tourer’
spiegelt. Anfragen an mail@rrab.com
werden an den Eigner weitergeleitet.

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